KIA CEED JD Fahrbericht

  • Hallo!


    Also zum Hintergrund: die letzten zwei Jahre
    hab ich einen Ceed ED gefahren, BJ 2012 und seit 3,5tkm hab ich eine JD, BJ
    2014.


    Viele Kleinigkeiten sind behoben und der JD
    ist deutlich erwachsener als der ED. Ich versuche meine Erfahrungen
    systematisch darzulegen, so dass die wesentlichen Dinge rauskommen.


    Über den JD hat der ADAC auch einen guten
    Testbericht geschrieben, den ich tatsächlich auch so bei meinem Fahrzeug
    vorgefunden habe.



    Eindruck und Verarbeitung:


    Kia hat sich Mühe gegeben, die Möglichkeiten
    im Budget auszunutzen.


    Das Interieur ist sehr ordentlich gestaltet,
    die Haptik sehr gut (Lederlenkrad). Die Knöpfe haben klare Rastpunkte und sind
    definiert. Lediglich die Drehknöpfe haben radial etwas Spiel.


    Die Heckablage wackelt nicht mehr, sowie beim ED, und auch das Handschuhfach knarzt nicht mehr. Der Beifahrergurt klappert
    nur noch sehr leicht, wenn das Fenster ganz geöffnet ist.


    Die Spritzkanten der Kunststoffteile sind
    wesentlich besser wobei einige immer noch sehr scharf sind, man schaut nur mal
    die Türverkleidung an.


    Zu meckern gibt es nur, dass die Kopfstütze
    des Beifahrersitzes bei einer bestimmten Einstellung klappert, da stimmen
    irgendwelche Toleranzen nicht.




    Komfort:


    Also für große Leute (1,95) ist der JD besser
    als der ED wobei ich mich immer frage, warum Kia es nicht schafft, dass der
    Sitz wie bei BMW ganz im Boden versenkt werden kann.


    Der Rückspiegel in der Mitte ist wieder gut
    verstellbar und kann ganz nach oben unter den Himmel geschoben werden. (Danke
    Kia für diese Funktion).


    Die Sitze sind i.O. wobei ich noch nicht weiß
    wie das nach 100tkm ausschaut.


    Manko ist die Mittelarmlehne, die für meinen
    Geschmack zu kurz ist. Der Ellbogen rutscht immer ab. Das war beim ED besser.



    Fahrwerk:


    Das Fahrwerk ist KIAs Hauptproblem. Es ist
    nicht total schlecht aber wirklich nichts Gescheits. Es ist viel zu empfindlich
    für die kleinen Unebenheiten, die direkt ins Cockpit übertragen werden und viel
    zu weich für etwas aggressivere Kurven. Man würde sich ein progressives
    Fahrwerk wünschen bekommt aber nur untere Mittelklasse.


    Was wirklich nervt ist die fehlende
    Verblockung der Stoßdämpfer beim Bremsen. Ein kleiner Husch über die Bremse und
    der Kopf jedes Beifahrers neigt sich nach vorne inkl. Auto. Der Ceed JD taucht
    in den Bremsvorgang ein wie eine alte F650GS. Das kann man mit einfachen
    Mitteln sicherlich viel besser machen.


    Ja leider leidet der positive Eindruck der
    Bremse unter diesem Effekt.



    Scheiben
    und Wischer:


    Die Scheiben des KIA Ceed JD sind gut. Wie sie
    sich gegen kleinere Steinschläge verhalten (bei meinem ED waren sie nach 60tkm
    quasi sandgestrahlt) weiß ich noch nicht. Aber die Wärmeschutzverglasung ist
    angenehm.


    Ganz hervorragend sind die kleinen Fenster in
    der A-Säule. Diese erweitern das Blickfeld deutlich. Ein klarer Vorteil
    gegenüber den fast baugleichen Hundai i30.


    Die Scheibenwischer sind Schrott. Genauso wie
    beim ED habe ich sie gleich gegen BOSCH Aero getauscht um überhaupt eine
    Wischleistung über 160km/h zu haben. Der Wischermotor ist für die original
    Prügel zu schwach ausgelegt und schafft es ab 160km/h nur noch mit Schmerzen
    den Scheibenwischer wieder zurück zu ziehen. Das ist mit den BOSCH besser,
    allerdings muss man wegen dem langen Hauptwischer ein Wackeln des Wischerblatts
    im unteren Bereich in Kauf nehmen. Die Wischer bedürfen einer klaren
    Verbesserung. Schade das die Ingenieure die konstruierten Träume nicht mehr
    testen so dass sie sehen, dass sie nicht taugen.




    Motor und Getriebe:


    Ich fuhr 1.6
    crdi 90 und fahre jetzt 1.6 crdi 128. Der Diesel ist die einzige
    sinnvolle Motorisierung alles andere ist Sprit fressend, außer man verzichtet
    quasi auf Beschleunigung.


    Der Diesel ist sehr rau obwohl wider Erwarten
    ein Bosch Einspritzsystem verbaut wurde. Alle anderen inkl. Ford bekommen die
    Laufruhe besser in den Griff. Auch die Einfahrzeit für den Diesel ist krass.
    Bei meinen letzten habe ich nach ca. 20 tkm erst den Motor eingefahren gehabt.
    Davor hat er Öl Literweise geschluckt, danach nicht mehr. Der Aktuelle ist
    nicht so durstig aber man hat nach 3,5tkm noch immer das Gefühl, dass man noch
    deutlich mehr aus dem Motor herausholen könnte.


    Das Drehmoment ist zu schwach und kommt viel
    zu spät. Bei meinem alten ED konnte ich ab 1.500 U/min das volle Drehmoment
    abgreifen meinem JD gelingt mir das erst bei 1800 U/min, was unweigerlich zum
    Gefühl eines Turbolochs führt.


    Die Leistung beim 90 PS Motor des ED war eher
    knapp bedacht. Die 128 PS beim JD sind besser. Allerdings füllen die nicht
    meine Erwartungen. Die Leistung ist erst jenseits der 3000 U/min verfügbar und
    ich muss sagen, andere 130 PS Motor haben viel mehr drive ! Ja da könnte Kia noch einiges nachlegen.


    Die Höchstgeschwindigkeit von 197 km/h kann
    mit dem JD nicht erreicht werden. Genauso wie der ED ist der JD bei 193 km/h
    abgeregelt. Die Höchstgeschwindigkeit erreicht man jedoch nur, wenn man das
    Gaspedal quasi durch den Motorraum in den Kühlergrill drückt.


    Das Start / Stop System funktioniert bei
    geladener Batterie sehr gut. Im Gegensatz zum ED, wo man bei jedem Start / Stop
    durchgeschüttelt wurde, hat der JD eine ausgeglichenere Motorrüttel Balance.


    Das Getriebe im ED war super. Zu jeder
    Geschwindigkeit konnte man gute Drehzahlen finden. Das Getriebe des JD hat
    einige Schwachpunkte des ED behoben aber auch neue geschaffen. So ist der erste
    Gang etwas länger geworden aber die Abstufung zwischen den Gängen ist zu groß,
    so dass man des Häufigeren im Turboloch landet. Der sechste Gang ist sehr lang
    übersetzt, was mir persönlich gut gefällt, führt aber dazu, dass man die
    Höchstgeschwindigkeit nur erreicht, wenn
    in der Beschleunigungsphase um die 170 km/h ein leichtes Gefälle mithilft.


    Bei ED konnte man in der Ortschaft im 5. Gang
    gemütlich rumtuckern ohne dass der Motor ungemütlich geruckelt hätte. Beim JD
    ist das schwieriger. Der 5. Gang ist für die Stadt nicht geeignet, der 4. Ist besser.
    In einigen Situationen, in denen man nicht 50+ fahren kann, muss man auf den 3.
    Gang zurückgreifen. Irgendwie ist die Geschwindigkeit 50 km/h bei der Konstruktion
    des Getriebes vergessen worden. 130 km/h ist sehr gemütlich bei gerade mal 2000
    U/min und 180 km/h bei 3000 U/min.


    In Summe ist das Getriebe ganz anständig, aber
    man kann es besser, wenn die Ingenieure mal ihre Erfindung auch testen würden.




    Verbrauch:


    Der Verbrauch ist gegen alle Anzeigen immer
    noch so wie er halt ist. Bei normaler Fahrweise mit etwas Freude am Turbo kommt
    man nur schwer unter 6l/100km. Im Gegensatz um ED lügt der JD nicht mehr dem
    Fahrer mittels Verbrauchsanzeige etwas vor. Der Verbrauch der im Cockpit
    angezeigt wird entspricht genau dem, was die Tankrechnung einem offenbart.


    Bei andauerndem Vollgasfahren steigt der Verbrauch
    über die 6l/100km allerdings nicht über die 10 l/100km. Das hab ich noch nicht geschafft.



    Geräusch:


    Der JD ist etwas ruhiger und leiser als der
    ED. Noch nicht wirklich leise, so dass man sich bei 180 km/h in Ruhe
    unterhalten könnte aber ganz ok. Leiser geht jedoch immer.


    Schreckliche Geräusche macht der Motor beim
    Starten. Bis mal jeder Zylinder zu der Zeit zündet wo er zünden soll vergehen
    ein paar Minuten. Naja etwas Traktor feeling ist mit dabei.


    Die Türen und die Heckklappe schließen mit
    einem anständigen Geräusch, so dass man sich nicht als „Blechkiste“ schämt, wenn man am Parkplatz vor dem
    FitnessCenter das Auto schließt.




    Fazit:


    Mir gefällt der JD ganz gut, nicht nur die
    Form sondern auch das Paket an sich. Man kann mit allem Leben und es macht auch
    ein bisschen Freude, insbesondere wenn man den Preis bedenkt. Man bekommt ein
    robustes Auto mit Garantie, die KIA bis jetzt für meine Garantiefälle immer
    eingehalten hat. Zu jammern bleibt mir im Wesentlichen das Fahrwerk. Das könnte
    so viel besser sein und müsste nicht mehr kosten. Im Fazit ist das Fahrzeug
    eine klare Kaufempfehlung für alle diejenigen die ein neues Auto fahren
    möchten, viel Auto für ihr Geld bekommen wollen, und sorgenfrei fahren möchten.



    Ich hoffe ich konnte helfen,



    Philipp